Von der Idee zum Plott: Bücher richtig schreiben

Sie haben eine tolle Idee für ein Buch, das Sie als nächstes schreiben möchten. Sie haben sich vielleicht schon ein paar Notizen gemacht oder auch schon ein paar Charaktere im Kopf, die darin vorkommen sollen. Vielleicht ist Ihnen schon ein Plot Twist eingefallen, der Ihre Leser überraschen wird. Sie können es kaum abwarten, loszulegen. Sie strotzen vor Energie und freuen sich auf das Projekt. Wie schwierig kann es schon werden, das Buch zu schreiben?

Sie haben ja die Idee, jetzt fehlen nur noch die Wörter und die Formulierungen. Eigentlich sollte sich das Ganze doch fast von selbst schreiben, ein kleiner Baustein nach dem anderen. Das sollte ein Kinderspiel werden. So wirkt es vielleicht im ersten Moment, doch die Realität sieht oft anders aus. Es gibt verschiedene Herausforderungen, die einem beim Schreiben begegnen können.

Planen Sie oder schreiben Sie einfach drauf los?

Es gibt, wenn man es ganz einfach herunterbrechen möchte, zwei Herangehensweisen ans Schreiben: Zum einen solche AutorInnen, die sich im Voraus viel Zeit nehmen, ihre Bücher planen und die Handlung, die Charaktere und die Entwicklungen durchdacht aufbauen. Zum anderen genau das Gegenteil, nämlich AutorInnen, die ohne sorgfältige Planung starten und einfach mit dem anfangen, was ihnen als erstes in den Sinn kommt. Diejenigen, die ohne konkreten Plan beginnen, können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihrer eigenen Intuition folgen. Sie schreiben das, wonach sie sich gerade fühlen und die Geschichte baut sich nach und nach daran auf. Diejenigen, die im Vorfeld einen sorgfältigen Plan erarbeiten, gehen bedachter vor. Sie können sich an Literatur orientieren, die sich mit dem Schreibhandwerk befasst und wertvolle Tipps und Anleitungen liefert. Viele dieser Bücher, die das Schreiben lehren und sich damit befassen, wie man es lernen kann, sind auf Englisch. Das liegt daran, dass die Schreibkultur in Amerika eine andere ist und ein Fokus darauf gelegt wird, wie Schreiben als Handwerk vermittelt wird. Deutschland zieht in diesem Denken immer mehr nach und es gibt auch zunehmend deutsche Literatur zu diesem Thema. Das hängt vor allem auch mit Entwicklungen in der Filmindustrie zusammen. Filmproduktionen sind häufig recht kostspielig und es kann auch mal sein, dass sich die Kosten für einen Film auf mehrere Millionen Euro belaufen. Wenn man nun ein schlechtes Drehbuch hat, das eine schwache Geschichte erzählt und die Zuschauer nicht mitnimmt, hat man sein Geld verschwendet. Hier ist eine handwerklich überzeugend gestaltete Erzählung also essenziell für den Erfolg.

In Amerika wird man schnell danach gefragt werden, ob man ein Pantser oder ein Plotter ist. Erstmal zwei verwirrende Begriffe, doch es ist eigentlich ganz einfach. Pantser bezieht sich auf Pants, was sich mit Hose bzw. Unterhose übersetzen lässt. Pantser schreiben aus dem Bauch heraus, quasi nur mit einer Hose bekleidet, weil die ja ausreicht und man sich nicht zu Ende anzuziehen braucht. Beim Plotter ist es umgekehrt. Er plant sein Buch genau. Plot lässt sich mit Handlung übersetzen und findet sich genauso auch im Filmkontext wieder. Ein Plotter überlegt sich, was er schreiben möchte, wie er es aufbauen möchte und wie er bestimmte Wirkungen und Effekte erzielt.

Vielleicht kennen Sie die eine oder andere Situation, in der Sie eher Plotter oder eher Pantser sind. Vielleicht können Sie sich aber auch ganz klar einem der zwei Typen zuordnen und wissen genau, was auf Sie zutrifft. Zu wissen, welcher Schreibtyp man ist, womit man sich am wohlsten fühlt und womit man die besten Ergebnisse erzielt, hilft einem in jedem Fall im weiteren Schreibverlauf.

 

Was macht einen Plotter aus?

Ein Plotter ist jemand, der sich einen Plan macht, bevor es losgeht. Das ist nicht nur aufs Schreiben bezogen, sondern haben Plotter auch in anderen Bereichen gern eine Struktur, an der sie sich orientieren. Das kann beispielsweise auch die Einkaufsliste im Supermarkt oder die Packliste für den nächsten Urlaub sein. Dann ist es nur ganz natürlich, dass sich dieses Verhalten auch beim Schreiben zeigt. Dabei gibt es nicht die eine goldene Regel, die man jederzeit anwenden muss, um ein Buch gut zu planen. Man kann sich an unterschiedlichen Methoden orientieren, zu denen es jeweils auch eine breite Masse an Literatur geben wird. Wenn man es etwas klassischer haben möchte, kann man sich an der Drei-Akte-Struktur orientieren. Sympathisiert man eher mit Drehbuchautoren und fühlt sich der Filmindustrie oder dem Theater nah, kann man entsprechend mit Plot-Methoden arbeiten, die Höhepunkte und Wendungen integriert. Wählt man lieber einen anderen Ansatz, so kann man die Handlung auch anhand der Charaktere aufziehen:

  • Welche Charaktere soll es geben?
  • Welche Eigenschaften sollen Haupt- und Nebencharaktere mitbringen
  • Welche Entwicklungen sollen sie im Laufe der Geschichte durchlaufen
  • Warum sind sie für das Buch relevant und an welchen Stellen spielen sie vielleicht eine besondere Rolle?

Die Planung kann vielfältig gestaltet werden und muss sich nicht an einem bestimmten Schema orientieren. Allerdings sollten Sie sich bewusst machen, dass die Geschichte auch dann, wenn Sie begeistert vom Planen sind, noch Freiräume lassen sollte. Eine gut geplante Geschichte hält nicht alles starr und unveränderlich fest, sondern schafft vielmehr das Gerüst, in dem sich die Handlung entfalten kann. Eine gute Planung schafft eine Orientierung dafür, was man erreichen möchte und wie man es erreichen kann. Der Begriff Planung kann dabei irreführend sein, wenn man ihn ausschließlich mit Struktur und klaren Vorgaben assoziiert. Sie können sich auch hier bunt austoben und Ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Was macht einen Pantser aus?

Als Pantser denkt man sich vielleicht: Einen richtigen Plan brauche ich nicht, ich schreibe einfach das, was mir in den Sinn kommt und die Geschichte entfaltet sich dann ganz von allein – es gibt manche Wendungen in meinen Geschichten, die nicht einmal ich habe vorhersehen können. Auch, wenn man beim Schreiben wirklich einen derartigen Flow verspürt und sich die Geschichte fast wie von selbst schreibt, ist Vorsicht geboten. Natürlich kann es sein, dass das Geschriebene dynamisch und interessant wirkt und die LeserInnen überzeugt sind von den Inhalten, der Handlung, den Charakteren und den Dialogen. Es kann aber auch das exakte Gegenteil eintreten. LeserInnen können merken, dass ohne Plan geschrieben wurde, dass der rote Faden fehlt und dass viele Handlungsstränge nicht zur eigentlichen Handlung beitragen. Dadurch kann es passieren, dass das Buch schnell als uninteressant oder langweilig abgetan wird.

Pantser sind, wenn sie ein Buch zu Ende geschrieben haben, häufig länger als Plotter mit der Überarbeitung beschäftigt. Vor allem inhaltlich muss im Nachgang oft noch einiges angepasst werden. Zusammenhänge müssen gegebenenfalls noch einmal stärker herausgearbeitet werden und es kann sein, dass ganze Nebenhandlungen gestrichen werden, wenn sie zu verwirrend sind oder keinen richtigen Beitrag leisten. Handlungen kann es auch an Tiefe mangeln, die eventuell im Nachhinein mühsam aufgebaut werden muss, wenn dies überhaupt gelingt. Pantser verlaufen sich schneller mal in dem, was sie schreiben, weil ihre Gedanken und Ideen sie an unvorhersehbare Orte führen können. Darin liegt natürlich auch ein Vorteil: Dadurch, dass sich Pantser beim Schreiben treiben lassen, kommen sie auch mal auf Ideen oder an Handlungspunkte, die Plotter nicht entdeckt hätten, weil sie sich zu stark an ihrem Plan orientieren. Pantser gehen weniger kalkuliert vor und bringen ihre Spontanität auch in ihre Handlung und Dialoge ein. Sie bringen oft starke Emotionen mit, die sich auch sehr gut in Gespräche zwischen Charakteren einbauen lassen. Ist ein Pantser im Schreibflow, so schreibt er schnell und merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht.

Für wen eignet sich das Plotten, für wen eher das Pantsen?

Ob man plotten oder pantsen sollte, hängt nicht nur davon ab, womit man sich selbst wohl fühlt und was einen eher voranbringt. Erfahrene Autoren richten sich immer stärker nach ihrem Bauchgefühl. Sie haben schon unzählige Bücher geschrieben und kennen sich mit Schreibwegen aus. Ein Stephen King beispielsweise, der ein Experte auf seinem Gebiet ist, kann es sich erlauben, seiner Intuition zu folgen und sich auf Erfahrung zu verlassen. Wenn man allerdings noch nicht ganz so viel Erfahrung mitbringt und eher ein Neuling im Schreiben ist, leitet einen die Intuition manchmal nicht ganz so sicher. Man verliert hier eher mal den roten Faden oder folgt Impulsen, die die Handlung in ungünstige Richtungen lenken. Daher empfiehlt es sich, im Voraus ein paar Gedanken und etwas Planung in eine Geschichte zu stecken, damit man seine Ideen auch entsprechend ausarbeiten kann.

Dies gilt jedoch nicht für den Fall, dass man sich als Schreibanfänger bestehender Strukturen oder Handlungen bedient. Orientiert man sich beispielsweise an einer Erzählstruktur, die in anderen Romanen schon vielfach verarbeitet und abgewandelt worden ist, hat man damit ein Gerüst, das einen im Schreibprozess unterstützen kann. Es existiert also eine Art Muster, das nicht mehr abgewandelt werden muss und sich bei vorherigen Geschichten bewährt hat. Man kann hier durchaus auch eine Parallele zu Fanfiktion ziehen. Bei Fanfiktion werden die Struktur und Eigenschaften einer Geschichte übernommen und an bestimmten Stellen ausgeschmückt oder neu entwickelt, sodass neue Handlungsstränge entstehen. Dieses Konzept bietet sich gut an, wenn man am Anfang steht und wenig Schreiberfahrung mitbringt. So kann man etwas Expertise aufbauen und sich mit Möglichkeiten beim Schreiben und bei der Handlungserstellung vertraut machen. Wenn man sich sicherer fühlt und bereit ist, eine eigene Geschichte zu schreiben, ist es jedoch empfehlenswert, hier keine bestehenden Strukturen zu kopieren. Man sollte sich selbst Gedanken machen und ein eigenes Konzept entwickeln.

In welchen Situationen ist plotten und in welchen pantsen angesagt?

Zum einen spielen persönliche Tendenzen und auch die Erfahrung, die man beim Schreiben hat, in die Entscheidung mit ein, ob man lieber plotten oder pantsen sollte. Zum anderen ist auch der Buchkontext von Relevanz, d.h., in welchem Genre man schreiben möchte. Ist die Handlung vorhersehbar, so erfordert sie wenig Planung und man kann direkt drauf los schreiben. Schreibt man beispielsweise einen Liebesroman, wird es kaum Überraschungen geben, die man vorher planen muss. Die zwei jungen Menschen lernen sich kennen, doch die Umstände stellen zunächst einmal Hindernisse dar. Vielleicht ist er reich, schön und gehört zu den coolen an der Schule, während sie sich hinter ihren Büchern versteckt und noch nie auf einer Party war. Doch sie kommen sich näher, dann reißt sie wieder etwas auseinander – vielleicht sind die Unterschiede zwischen ihnen doch zu groß? Die Dramatik spitzt sich zu und am Ende siegt dann doch die Liebe. Die beiden merken, dass sie trotz aller Unterschiede füreinander bestimmt sind. Hier weiß man von Anfang an, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Es muss also nicht viel geplant werden.

Ganz anders sieht es bei komplexeren Handlungen aus. Möchte man einen Thriller oder einen Spionageroman schreiben, der nachvollziehbare Zusammenhänge und Hinweise verlangt, die aber auch nicht zu plakativ dargestellt sind, wird es schon schwieriger. Die Handlung muss inhaltlich kohärent sein und am Ende muss alles logisch nachvollzogen werden können. Die einzelnen Nebenhandlungen müssen nachvollziehbar sein und trotz der Komplexität muss sich am Ende ein stimmiges Bild ergeben. Hier wird man, wenn man einfach drauf los schreibt, nur selten zum Ziel kommen. Komplexe Handlungen müssen sorgfältig durchdacht und geplant werden, um sie glaubhaft darstellen zu können und sie auch miteinander in Beziehung zu setzen. Wenn man bei einem Thriller von Anfang an improvisiert, ohne zuvor einen Rahmen für die Geschichte aufzubauen, kann man am Ende schnell mit einer Geschichte enden, die leicht zu durchschauen ist und somit schnell langweilig wird. Vielleicht hat man aber auch zahlreiche offene Enden, die man zum Schluss nicht überzeugend zusammenführen kann. Auch dies fällt LeserInnen auf, die gewisse Erwartungen an ein Buch haben und sich nicht mit jeder Entwicklung zufriedengeben, die einem gewissen Logikanspruch nicht genügt.

Gekonntes Wechselspiel

Das Plotten und auch das Pantsen haben ihre ganz eigenen Eigenschaften und bringen somit auch ihre jeweils eigenen Vorzüge und Herausforderungen mit. Man kann nicht sagen, dass eine Methode besser ist als die andere. Dementsprechend sollten auch AutorInnen beide Methoden verinnerlicht haben und anwenden können. Es schadet nicht, in einer Situation mal die eine und in einer anderen Situation mal die andere Methode anzuwenden. Auch dann, wenn man sich mit einer Methode wohler fühlt, kann die andere einen frischen Blick ermöglichen und neue Impulse geben. So entwickelt man sich immer weiter und lernt neue Erzählstrukturen und Arbeitsweisen kennen. Wenn man an neuen Projekten arbeitet, die etwas mehr Zeit erfordern, darf man sich dadurch nicht verunsichern lassen. Ideen brauchen eine Weile, bis sie ausgereift sind und es kann viele Herausforderungen und Wendungen auf dem Weg zu einem gut ausgearbeiteten Konzept geben. Das bedeutet aber nicht, dass man diese Arbeit nicht auf sich nehmen sollte. LeserInnen freuen sich über frischen Wind und neue Ideen, die sie überraschen, herausfordern oder in komplett neue Welten entführen. Auch KritikerInnen werden den Aufwand und die resultierenden überzeugenden Konzepte zu würdigen wissen.

Was denkt ihr darüber? Seid ihr selbst Plotter oder eher Pantser? Schreibt es uns in die Kommentare:

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